Tageszulassung für’s Auto: Günstiger Neuwagen oder versteckter Haken?

Ratgeber · 9 Min

Die Suche nach einem neuen Auto ist oft eine Gratwanderung zwischen Preis, Ausstattung und Verfügbarkeit. Ein Begriff, der dabei immer wieder auftaucht und mit verlockend hohen Rabatten assoziiert wird, ist die Tageszulassung. Doch was steckt wirklich dahinter? Ist es der perfekte Weg, um viel Geld zu sparen, oder gibt es dabei womöglich Haken, die du kennen solltest? Als Experte im Automobilsektor möchte ich dir die Tageszulassung bis ins kleinste Detail erklären und dir zeigen, wie du die besten Angebote findest und typische Ärgernisse umgehst.

Das Wichtigste zusammengefasst:

  • Eine Tageszulassung ist ein rein administrativer Akt auf dem Papier, bei dem das Fahrzeug nur für einen Tag angemeldet und danach wieder abgemeldet wird, ohne dass es bewegt wird.
  • Ein Auto mit Tageszulassung gilt rechtlich weiterhin als Neuwagen, sofern es einen minimalen Kilometerstand hat und die Standzeit kurz ist.
  • Du profitierst von einem erheblichen Preisnachlass von bis zu 25 % und hast keine langen Lieferzeiten, da das Auto sofort verfügbar ist.
  • Als Käufer wirst du in den Papieren als zweiter Besitzer eingetragen und die Herstellergarantie beginnt bereits am Tag der Zulassung.
  • Der Zweitbesitzer-Eintrag kann sich auf den späteren Verkaufswert auswirken, wobei professionelle Autoankäufe den tatsächlichen Zustand mehr berücksichtigen als die Anzahl der Vorbesitzer.

Was ist eine Tageszulassung eigentlich?

Eine Tageszulassung ist ein Verfahren, bei dem ein Autohändler ein fabrikneues Fahrzeug für die Dauer eines einzigen Tages auf seinen Namen anmeldet. Dabei handelt es sich um einen rein verwaltungstechnischen Vorgang, der fast ausschließlich auf dem Papier stattfindet. Das Auto wird in der Regel nicht im Straßenverkehr bewegt und steht weiterhin ungenutzt beim Händler oder in einem Zwischenlager. Der Kilometerstand liegt daher meist nahe bei Null.

Dieser scheinbar unnötige Akt hat einen ganz bestimmten, strategischen Zweck. Hersteller schreiben den Händlern oft vertraglich vor, dass sie Neuwagen nur in einem bestimmten Preisrahmen, orientiert am Listenpreis, verkaufen dürfen. Um diesen Preisbindungen zu entgehen und dennoch attraktive Rabatte anbieten zu können, nutzen Händler die Tageszulassung. Auf dem Papier wird aus dem Neuwagen ein Gebrauchtwagen, und der Händler kann den Preis frei gestalten.

Diese Taktik ist aber kein Alleingang des Händlers. Auch Hersteller profitieren, da sie auf diese Weise ihre Verkaufsstatistiken künstlich verbessern und Absatzziele erreichen können, ohne die offiziellen Listenpreise senken zu müssen. Der Erfolg dieser Strategie ist stark von der Marktlage abhängig. So wurden beispielsweise im Jahr 2022, während der Halbleiter- und Versorgungskrise, so wenige Kurzzulassungen gemeldet wie seit zehn Jahren nicht mehr. Das Angebot an Neuwagen war knapp, die Nachfrage hoch – es gab schlicht keinen Anlass, Rabatte zu gewähren. Dies zeigt, wie eng die Vertriebsstrategien der Branche mit globalen Entwicklungen verknüpft sind.

Rechtlich hat der Bundesgerichtshof (BGH) klargestellt, dass ein Fahrzeug trotz Tageszulassung weiterhin als Neuwagen gilt, wenn es bestimmte Kriterien erfüllt. Dazu gehört, dass das Modell noch unverändert hergestellt wird, keine Mängel durch die Standzeit aufweist und der Zeitraum zwischen Herstellung und Verkauf an den Endkunden nicht länger als zwölf Monate beträgt.

Die Vorteile einer Tageszulassung: Sparen ohne zu warten

Der offensichtlichste und für viele Käufer entscheidende Vorteil einer Tageszulassung ist der Preis. Durch das Umgehen der Preisvorgaben der Hersteller können Händler Rabatte von 10 bis 25 % auf den Listenpreis gewähren. Du profitierst von dem hohen Wertverlust, den ein Neuwagen ohnehin im ersten Jahr erfährt, ohne ihn selbst tragen zu müssen.

Ein weiterer großer Vorteil ist die sofortige Verfügbarkeit. Während du bei einem Neuwagen, den du individuell konfigurierst, oft monatelange Wartezeiten in Kauf nehmen musstest, steht das Fahrzeug mit Tageszulassung bereits auf dem Hof des Händlers. Du kannst es nach dem Kauf direkt mitnehmen, was den Prozess ungemein beschleunigt.

Auch in puncto Wertstabilität steht ein Tageszulassungs-Fahrzeug gut da. Kurz nach dem Kauf hat es kaum einen Wertverlust hinnehmen müssen, da es praktisch neu ist und nicht im Straßenverkehr bewegt wurde. Die gesetzliche Gewährleistung von zwei Jahren besteht ebenfalls und kann vom Händler nicht auf ein Jahr verkürzt werden.

Die größten Ärgernisse: Worauf du achten solltest

So attraktiv die Vorteile einer Tageszulassung auch sind, es gibt einige Problempunkte, die du genau kennen solltest, bevor du dich für einen Kauf entscheidest.

Ärgernis 1: Der verkürzte Garantiezeitraum

Dieser Punkt ist ein häufiges Ärgernis für Käufer. Die Herstellergarantie beginnt nicht erst, wenn du das Auto kaufst, sondern bereits am Tag der Erstzulassung, also dem Tag der Tageszulassung. Hast du also ein Fahrzeug, das bereits seit sechs Wochen als Tageszulassung auf dem Hof des Händlers steht, verkürzt sich deine Garantiezeit automatisch um diesen Zeitraum. Du erhältst zwar einen neuwertigen Wagen, allerdings läuft die Garantie-Uhr bereits seit dem Tag der Anmeldung.

Ärgernis 2: Der Zweitbesitzer-Eintrag in der Zulassungsbescheinigung

Ein weiterer Punkt, der für Verwirrung sorgen kann, ist die Tatsache, dass du als Käufer bei einer Tageszulassung nicht der erste, sondern der zweite Besitzer bist. Der Autohändler ist als erster Halter eingetragen. Während dies aus rechtlicher Sicht, basierend auf dem oben erwähnten BGH-Urteil, keinen Mangel darstellt, kann es beim späteren Wiederverkauf für Unmut sorgen. Viele Privatkäufer suchen explizit nach Fahrzeugen „aus erster Hand“ und sind bei einem zweiten Eintrag in der Zulassungsbescheinigung skeptisch. Dies kann zu nervenaufreibenden Preisverhandlungen führen.

Wenn du den Stress eines Privatverkaufs vermeiden und eine transparente Wertermittlung erhalten möchtest, kann ein professioneller Autoankauf, wie er hier auf der Seite angeboten wird, eine ideale Lösung sein. Dort wird der Wert deines Autos realistisch und objektiv basierend auf dem Zustand und dem Marktpreis ermittelt, ohne dass du dich mit unseriösen „was ist letzte preis“-Anfragen und dem Ärgernis des Zweitbesitzer-Eintrags herumschlagen musst.

Ärgernis 3: Keine individuelle Konfiguration möglich

Eine Tageszulassung ist immer ein fertiges Lagerfahrzeug. Du kannst die Ausstattung, die Farbe oder die Motorisierung nicht frei nach deinen Wünschen zusammenstellen. Du kaufst das, was verfügbar ist. Wenn du also sehr spezifische Vorstellungen hast, ist ein klassischer Neuwagenkauf die bessere Wahl.

Ärgernis 4: Versicherungsfragen

Manche Kfz-Versicherungen bieten spezielle Rabatte für Neuwagenkäufer an. Da du bei einer Tageszulassung als zweiter Besitzer in den Papieren stehst, können diese besonderen Konditionen in manchen Fällen entfallen. Es ist daher ratsam, vorab mit deiner Versicherung zu klären, welche Auswirkungen der Zweitbesitzer-Status auf deinen Tarif hat.

Der große Vergleich: Tageszulassung vs. andere Fahrzeugtypen

Um die Vorteile und Ärgernisse einer Tageszulassung besser einordnen zu können, lohnt sich ein Blick auf andere gängige Fahrzeugtypen.

KriteriumTageszulassungJahreswagenVorführwagen
StatusNeuwagen (mit Einschränkungen)GebrauchtwagenGebrauchtwagen
PreisvorteilSehr hoch (bis zu 25 % Rabatt)HochHoch
Kilometerstand< 10 km (nahezu 0)bis zu 12.000 km> 10 km, oft mehrere Tausend
IndividualisierungKeineKeineKeine
Vorbesitzer1 (Händler)1 (Händler, Werksangehöriger)1 (Händler)
GarantieBeginnend ab Zulassungsdatum, verkürztMeist noch vorhanden, verkürztMeist noch vorhanden, verkürzt
NutzungKeine Nutzung im StraßenverkehrOft als Dienstwagen/Werkswagen genutztFür Probefahrten genutzt
  • Tageszulassung vs. Jahreswagen: Ein Jahreswagen ist in der Regel bis zu 12 Monate alt und wurde bereits von einem Werksangehörigen oder als Dienstwagen genutzt. Das bedeutet, er hat bereits einige Tausend Kilometer auf dem Tacho, auch wenn er sich in einem sehr guten Zustand befindet. Der Preisvorteil ist attraktiv, aber anders kalkuliert als bei einer Tageszulassung.
  • Tageszulassung vs. Vorführwagen: Ein Vorführwagen wurde, wie der Name schon sagt, vom Händler für Probefahrten genutzt. Er hat daher einen höheren Kilometerstand (oft über 10 km) und kann leichte Gebrauchsspuren aufweisen. Rechtlich gilt er als Gebrauchtwagen, und du bist der zweite Besitzer.
  • Tageszulassung vs. EU-Reimport: Manchmal sind Tageszulassungen auch ein Begleitschritt bei EU-Reimporten. Solche Autos werden in anderen EU-Ländern produziert, wo die Listenpreise niedriger sind. Der Nachteil kann hier eine abweichende Ausstattung sein, die nicht den deutschen Standards entspricht, zum Beispiel bei Sicherheitssystemen oder Komfort-Features.

Häufige Fragen (FAQs)

Wie funktioniert das mit der Tageszulassung?

Der Händler meldet das Auto elektronisch über spezielle Online-Portale oder bei der zuständigen Zulassungsstelle für einen Tag auf seinen Namen an. Dies ist ein rein administrativer Prozess, der die Zulassung und gleichzeitige, automatisierte Abmeldung umfasst. Das Auto verbleibt in der Regel unbewegt auf dem Betriebsgelände.

Was kostet eine Tageszulassung für ein Auto?

Für dich als Käufer entstehen keine direkten Kosten für die Tageszulassung. Die Gebühren für die Anmeldung und eventuell fällige Kfz-Steuer für den Mindestbesteuerungszeitraum von einem Monat werden vom Händler getragen und sind bereits in den rabattierten Kaufpreis einkalkuliert.

Was ist der Nachteil einer Tageszulassung?

Die wesentlichen Nachteile sind die Verkürzung der Herstellergarantie, da diese mit der Erstzulassung beginnt, und der Eintrag in der Zulassungsbescheinigung als zweiter Halter. Außerdem kannst du die Ausstattung nicht frei wählen, da es sich um ein fertiges Lagerfahrzeug handelt.

Wie lange darf man mit einer Tageszulassung fahren?

Hier liegt ein weitverbreitetes Missverständnis vor. Ein Fahrzeug mit einer reinen Tageszulassung darfst du gar nicht fahren. Diese Zulassung ist ein reiner Papierakt zur Umgehung von Preisvorgaben. Der Begriff wird oft mit dem Kurzzeitkennzeichen verwechselt, das umgangssprachlich auch als „Fünf-Tage-Kennzeichen“ bekannt ist. Ein Kurzzeitkennzeichen (erkennbar am gelben Rand) kann von Privatpersonen beantragt werden und ist explizit für Probe- oder Überführungsfahrten innerhalb Deutschlands gedacht. Es gilt, wie der Name andeutet, maximal fünf Tage.

Fazit: Für wen lohnt sich die Tageszulassung wirklich?

Tageszulassungen sind eine hervorragende Option, wenn du auf der Suche nach einem neuwertigen Fahrzeug mit hohem Rabatt bist und schnell ein Auto benötigst. Die attraktiven Preisvorteile und die sofortige Verfügbarkeit machen diese Fahrzeuge zu einer smarten Wahl.Der Schlüssel zum Erfolg ist dabei die Transparenz. Du solltest immer klären, wann die Tageszulassung stattfand, wie viele Kilometer das Fahrzeug auf dem Tacho hat und wie es um die Garantie bestellt ist. Und behalte das Ärgernis mit dem Zweitbesitzer-Eintrag im Hinterkopf, falls du das Auto später wieder privat verkaufen möchtest. Wenn du diesen Stress vermeiden und eine transparente Wertermittlung erhalten möchtest, kannst du dich auf eine professionelle Bewertung verlassen, die den tatsächlichen Wert deines Fahrzeugs in den Mittelpunkt stellt, anstatt dich mit emotionalen Preisverhandlungen herumzuschlagen.

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