Wechselkennzeichen: Lohnt sich ein Kennzeichen für zwei Autos?

Ratgeber · 11 Min

Das Konzept eines Kennzeichens für zwei Autos klingt auf den ersten Blick nach einer cleveren Sparmaßnahme. Für Autofahrer, die einen Zweitwagen besitzen, sei es ein Cabrio für den Sommer, ein Oldtimer für Ausfahrten am Wochenende oder ein praktischer Kleinwagen für die Stadt, verspricht das Wechselkennzeichen mehr Flexibilität und weniger Bürokratie. Doch was in der Theorie einfach und vorteilhaft klingt, birgt in der Praxis einige Tücken, insbesondere wenn man die Regelungen in Deutschland genau betrachtet.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • In Deutschland sparst du entgegen der Annahme keine Kfz-Steuer; diese muss für beide Fahrzeuge in voller Höhe gezahlt werden.
  • Das inaktive Fahrzeug muss zwingend auf einem privaten Stellplatz abgestellt werden.
  • Beide Fahrzeuge benötigen eine eigene Kfz-Haftpflichtversicherung, auch wenn viele Anbieter Rabatte gewähren.
  • Ein Wechselkennzeichen lohnt sich vor allem durch die hohe Flexibilität für zwei Fahrzeuge derselben Klasse (z.B. zwei Pkw).
  • Die einmaligen Kosten für Zulassung und Kennzeichen liegen bei etwa 105 Euro.

Was ist ein Wechselkennzeichen? Definition, Funktionsweise und der größte Problempunkt

Ein Wechselkennzeichen ermöglicht dir, zwei Fahrzeuge auf denselben Halter zuzulassen und diese abwechselnd im Straßenverkehr zu nutzen. Das bedeutet, dass immer nur eines der beiden Fahrzeuge unterwegs sein darf. Obwohl das Konzept in Deutschland erst seit Juli 2012 existiert, ist es mittlerweile eine etablierte Option für viele Fahrzeughalter.

Ein deutscher Wechselkennzeichen-Satz besteht aus zwei Teilen. Es gibt den gemeinsamen, großen Kennzeichenteil, der abnehmbar ist und vor jeder Fahrt an das aktive Fahrzeug gesteckt werden muss. Dieser Teil trägt die Hauptnummer und die Zulassungsplakette. Zusätzlich existiert ein fester, fahrzeugbezogener Teil, der aus der letzten Ziffer der Kennnummer besteht und dauerhaft am jeweiligen Fahrzeug verbleibt. Dieser kleinere Teil ist fest montiert und trägt die Plakette für die Hauptuntersuchung (TÜV).

Das größte Ärgernis, das dieses Modell mit sich bringt, betrifft die Abstellpflicht für das nicht genutzte Fahrzeug. Ein Fahrzeug, das nur mit dem kleinen Kennzeichenteil versehen ist, gilt als nicht zugelassen und darf nicht auf öffentlichem Grund geparkt werden. Das schließt auch öffentliche Straßen oder Parkplätze ein. Stattdessen musst du es zwingend auf einem privaten Stellplatz, in einer Garage oder auf einem abgeschlossenen Hof abstellen. Für viele Fahrzeughalter in Städten, die nicht über eine eigene Garage oder einen privaten Stellplatz verfügen, stellt dies ein unüberwindbares Hindernis dar und macht das Wechselkennzeichen praktisch unbrauchbar.

Wer sich nicht an diese Vorschrift hält und mit unvollständigem Kennzeichen unterwegs ist, riskiert hohe Strafen. Das Fahren ohne vollständiges Kennzeichen kann mit einem Bußgeld von 50 Euro und einem Punkt in Flensburg geahndet werden. Auch das unerlaubte Parken im öffentlichen Raum kostet 40 Euro und führt zu einem Punkt in Flensburg. Hinzu kommt, dass der Versicherungsschutz entfällt, sobald du ein Fahrzeug ohne das vollständige Kennzeichen im Straßenverkehr bewegst.

Voraussetzungen und Fahrzeugklassen: Was muss ich beachten?

Bevor du dich an die Zulassungsstelle wendest, um ein Wechselkennzeichen zu beantragen, musst du sicherstellen, dass bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Das Wechselkennzeichen kann nur für zwei Fahrzeuge gelten, die auf denselben Fahrzeughalter zugelassen sind und der gleichen Fahrzeugklasse angehören. Die Kennzeichenschilder beider Fahrzeuge müssen zudem dieselben Abmessungen aufweisen.

Die Zuordnung zu einer Fahrzeugklasse ist ein entscheidender Faktor. Folgende Klassen sind für Wechselkennzeichen relevant:

  • Klasse M1: Dies umfasst alle Personenkraftwagen (Pkw) mit maximal acht Sitzplätzen plus Fahrersitz, wozu auch Wohnmobile und Oldtimer gehören.
  • Klasse L: In diese Gruppe fallen alle zwei- oder dreirädrigen Kraftfahrzeuge wie Motorräder, Leichtkrafträder oder Quads.
  • Klasse O1: Diese Klasse gilt für Anhänger mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 750 kg.

Daraus ergeben sich klare Regeln: Die Kombination von zwei Pkw (einschließlich Wohnmobil oder Oldtimer) ist möglich, ebenso wie die Kombination von zwei Motorrädern oder zwei Anhängern. Allerdings ist es nicht erlaubt, ein Auto und ein Motorrad mit einem Wechselkennzeichen zu betreiben, da sie unterschiedlichen Fahrzeugklassen angehören.

Für die Beantragung eines Wechselkennzeichens bei deiner örtlichen Zulassungsstelle musst du eine Reihe von Unterlagen vorbereiten. Um unnötige Wege zu vermeiden, solltest du sicherstellen, dass du alle Dokumente griffbereit hast.

Benötigte Dokumente: Die Checkliste für die Zulassungsstelle

  • Ein ausgefüllter Antrag auf Zulassung.
  • Die Zulassungsbescheinigungen Teil I und II für beide Fahrzeuge.
  • Zwei separate elektronische Versicherungsbestätigungsnummern (eVB-Nummern), die du vorab von deiner Versicherung erhältst.
  • Ein gültiger Nachweis über die Hauptuntersuchung (HU) für beide Fahrzeuge.
  • Dein Personalausweis oder Reisepass mit Meldebescheinigung.
  • Ein SEPA-Lastschriftmandat für die Kfz-Steuer beider Fahrzeuge.

Kosten und Ersparnisse: Ein kritischer Blick auf die Finanzen

Beim Thema Kosten stoßen die meisten Nutzer auf das größte Missverständnis rund um das Wechselkennzeichen. Die Erwartung, durch die gemeinsame Nutzung eines Kennzeichens erhebliche finanzielle Vorteile zu erzielen, wird in Deutschland leider nur in begrenztem Umfang erfüllt.

Die einmaligen Kosten für die Beantragung eines Wechselkennzeichens belaufen sich auf durchschnittlich rund 105 Euro. Dieser Betrag setzt sich wie folgt zusammen:

  • Verwaltungsgebühren: Die Zulassungsstelle berechnet eine einmalige Gebühr von circa 65 Euro.
  • Kennzeichenprägung: Für die Prägung der beiden Kennzeichenpaare fallen Kosten von etwa 40 Euro an.

Weitaus wichtiger sind jedoch die laufenden Kosten, die sich im Vergleich zu einer separaten Zulassung nicht wesentlich verringern.

Kfz-Steuer: Ein weit verbreitetes Missverständnis ist, dass du beim Wechselkennzeichen nur einmal Kfz-Steuer zahlen musst. Das ist in Deutschland jedoch nicht der Fall. Die Kfz-Steuer muss für beide Fahrzeuge in voller Höhe entrichtet werden. Es gibt keine Vergünstigungen oder Rabatte auf die Steuerlast.

Kfz-Versicherung: Auch bei der Versicherung gibt es keine vollständige Kostenersparnis. Du bist gesetzlich verpflichtet, für jedes Fahrzeug, das am Straßenverkehr teilnehmen kann, eine separate Kfz-Haftpflichtversicherung abzuschließen. Obwohl beide Fahrzeuge nicht gleichzeitig fahren können, benötigen sie individuellen Schutz. Viele Versicherungen bieten für Wechselkennzeichen spezielle Tarife oder Rabatte an, die die Gesamtkosten senken können.

Die Höhe dieser Rabatte ist jedoch nicht pauschal und hängt stark vom jeweiligen Anbieter und den versicherten Fahrzeugen ab. Während manche Quellen von Rabatten zwischen 10 und 25 Prozent sprechen, nennen andere sogar mögliche Ersparnisse von bis zu 40 Prozent. Es gibt auch Anbieter, die explizit mit Ersparnissen werben, wenn beide Fahrzeuge bei ihnen versichert werden. Um wirklich von einem Wechselkennzeichen zu profitieren, ist es daher essenziell, die Angebote verschiedener Versicherungen sorgfältig zu vergleichen.

Die folgende Tabelle gibt dir eine übersichtliche Zusammenfassung der finanziellen Aspekte:

Kostenübersicht Wechselkennzeichen (Deutschland)

KostenartBeschreibungDurchschnittliche Kosten
ZulassungEinmalige Verwaltungsgebührenca. 65 EUR
PrägungEinmalige Kosten für die Kennzeichenschilderca. 40 EUR
Kfz-SteuerLaufend, muss für beide Fahrzeuge separat gezahlt werdenVolle Steuer pro Fahrzeug
Kfz-VersicherungLaufend, muss für beide Fahrzeuge separat gezahlt werdenKosten pro Fahrzeug mit möglichen Rabatten

Der große Vergleich: Deutschland vs. Österreich

Die Regelungen zum Wechselkennzeichen in Österreich bieten deutlich mehr Anreize und Vorteile als das deutsche Modell und dienen oft als Vorbild, wenn es um das Thema finanzielle Ersparnisse geht.

  • Anzahl der Fahrzeuge: In Österreich können bis zu drei Fahrzeuge mit einem einzigen Wechselkennzeichen zugelassen werden.
  • Steuern und Versicherung: Der größte Unterschied liegt in der Behandlung der laufenden Kosten. Im österreichischen Modell werden die motorbezogene Versicherungssteuer und die Versicherungsprämie nur für das Fahrzeug mit der höchsten Steuereinstufung berechnet. Dies führt zu erheblichen Ersparnissen, da die Steuern und die Prämie für die anderen Fahrzeuge entfallen.
  • Digitale Vignette: Ein weiterer praktischer Vorteil in Österreich ist die Bindung der digitalen Vignette an das Wechselkennzeichen. Das bedeutet, es ist nur eine einzige digitale Vignette für alle drei Fahrzeuge notwendig.

Die deutlichen finanziellen Vorteile im Nachbarland führen bei vielen deutschen Fahrzeughaltern zu der fälschlichen Annahme, ähnliche Vergünstigungen gäbe es auch hierzulande. Das deutsche Wechselkennzeichen-Modell bietet in dieser Hinsicht jedoch keine vergleichbaren Anreize. Es ist daher entscheidend, sich nicht von den positiven Beispielen aus dem Ausland blenden zu lassen und die deutschen Gegebenheiten realistisch zu bewerten.

Deutschland vs. Österreich: Der große Wechselkennzeichen-Vergleich

MerkmalDeutschlandÖsterreich
Anzahl der FahrzeugeMaximal 2Maximal 3
Kfz-SteuerVolle Steuer für beide FahrzeugeNur für das teuerste Fahrzeug
Kfz-VersicherungRabatte sind möglich, aber beide Fahrzeuge müssen separat versichert sein.Nur für das teuerste Fahrzeug, die anderen sind prämienfrei mitversichert.
VignetteJedes Fahrzeug benötigt eine eigene Vignette.Eine digitale Vignette reicht für alle Fahrzeuge.
AbstellpflichtDas inaktive Fahrzeug muss auf Privatgrund stehen.Das inaktive Fahrzeug muss auf Privatgrund stehen.

Vor- und Nachteile im Überblick: Wann lohnt sich ein Wechselkennzeichen?

Das Wechselkennzeichen ist nicht für jeden Fahrzeughalter die ideale Lösung. Die Entscheidung hängt stark von deinen individuellen Bedürfnissen und den gegebenen Umständen ab.

Für wen lohnt sich ein Wechselkennzeichen?

  • Besitzer von zwei Fahrzeugen: Wenn du zwei Fahrzeuge besitzt, die du zwar regelmäßig, aber niemals gleichzeitig nutzen möchtest.
  • Fahrzeuge für spezielle Zwecke: Das Wechselkennzeichen ist eine flexible Lösung für Zweitfahrzeuge wie Cabrios, Oldtimer oder Wohnmobile, die nur in bestimmten Monaten oder für besondere Anlässe gefahren werden. Es ist eine Alternative zum Saisonkennzeichen, da die Nutzung nicht auf einen festen Zeitraum beschränkt ist.
  • Wer einen privaten Stellplatz hat: Die Grundvoraussetzung, einen privaten Abstellort für das inaktive Fahrzeug zu besitzen, macht die Nutzung für viele erst möglich.

Die größten Ärgernisse im Alltag (Problempunkte):

  • Keine Steuerersparnis: Du zahlst die volle Kfz-Steuer für beide Fahrzeuge.
  • Zwang zur privaten Abstellung: Ohne eine eigene Garage oder einen privaten Parkplatz ist die Nutzung eines Wechselkennzeichens nicht möglich.
  • Umstecken des Kennzeichens: Du musst den großen Kennzeichenteil vor jeder Fahrt physisch vom einen zum anderen Fahrzeug ummontieren.
  • Unterschiedliche Versicherungsrabatte: Die Höhe der möglichen Versicherungsersparnis ist nicht garantiert und variiert stark zwischen den Anbietern.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Wie funktioniert das mit Wechselkennzeichen?

Ein Wechselkennzeichen ermöglicht die Zulassung von zwei Fahrzeugen, die sich das Nummernschild teilen. Es darf jedoch immer nur das Fahrzeug gefahren werden, an dem das Kennzeichen vollständig montiert ist. Das zweite Fahrzeug muss währenddessen auf einem privaten Grundstück geparkt werden.

Wie viel zahlt man für ein Wechselkennzeichen?

Die einmaligen Kosten für die Beantragung und Prägung der Kennzeichen belaufen sich auf rund 105 Euro. Die laufenden Kosten für Kfz-Steuer und Versicherung müssen für beide Fahrzeuge weiterhin gezahlt werden. Eine detaillierte Aufschlüsselung findest du in der Kostenübersicht in diesem Artikel.

Was kostet ein Wechselkennzeichen bei der Versicherung?

Die Kosten für die Versicherung sind von den jeweiligen Fahrzeugen und dem Fahrzeughalter abhängig. Während für beide Fahrzeuge eine separate Kfz-Haftpflichtversicherung notwendig ist, bieten viele Versicherungen spezielle Tarife oder Rabatte an, die die Gesamtprämie senken können. Ein umfassender Vergleich ist daher dringend zu empfehlen.

Was passiert, wenn ich eines der Fahrzeuge verkaufen möchte?

Möchtest du eines der Fahrzeuge, die unter dem Wechselkennzeichen laufen, verkaufen, musst du es bei der Zulassungsstelle abmelden. Es wird aus der Zulassungsbescheinigung gestrichen, und das zweite Fahrzeug bleibt weiterhin zugelassen. Wenn die Nutzung von zwei Fahrzeugen für dich ohnehin nicht mehr attraktiv ist und du einen Zweitwagen verkaufen möchtest, kann das die einfachste Lösung sein.

Fazit: Ist das Wechselkennzeichen wirklich die beste Lösung für dich?

Das Wechselkennzeichen ist eine praktische, wenn auch nicht immer finanziell sinnvolle, Lösung für alle, die zwei Fahrzeuge besitzen und zwischen ihnen flexibel wechseln wollen. Es vereinfacht die Bürokratie der Zulassung und bietet einen klaren Mehrwert für flexible Fahrzeughalter. Es ist jedoch unerlässlich, die größten Nachteile, insbesondere die fehlende Steuerersparnis und die Abstellpflicht auf Privatgrund, realistisch zu bewerten.Wenn du die Flexibilität schätzt und einen privaten Stellplatz hast, kann das Wechselkennzeichen eine hervorragende Wahl sein. Stellst du jedoch fest, dass die Nachteile für dich zu groß sind und du dein Zweitfahrzeug ohnehin nicht oft nutzt, dann ist vielleicht die beste Lösung nicht die Zulassung, sondern der Autoverkauf. Mit einem Service wie von verkaufedeinauto.net kannst du dein Fahrzeug bequem, schnell und stressfrei verkaufen. So schaffst du nicht nur Platz, sondern beendest auch alle laufenden Kosten und Hürden, die ein Zweitfahrzeug mit sich bringt, und ersparst dir die Problempunkte rund um das Wechselkennzeichen von vornherein.

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